Hoteltraining

Treppauf, treppab. Frauchen huschte durchs Haus. Sie packte dies und das in große Taschen. Sie schnürte Plastiktüten mit meinen Futterrationen und verstaute sie zusammen mit Spielzeug und Hundedecke in einer Tasche. Robert packte alle Utensilien in unser Auto. Damit er mich nicht vergisst, legte ich mich sicherheitshalber direkt vor die Haustüre. Mein Plan ging auf. Ich wurde ins Heck des Autos gesetzt und wartete gespannt, wohin die Reise gehen würde.

Ich bin startklar!

Beim ersten Stopp umwehten bekannte Gerüche meine Nase. „Vieni Oscar,“ rief jemand seinem kleinen struppeligen Vierbeiner am Autorastplatz hinterher, als dieser auf mich zustürmte. Diese melodiöse Sprache kannte ich. Den kleinen Racker hielt sie nicht davon ab, auf mich loszugehen und mich anzukeifen. Ich blieb ruhig. Der will nur spielen, dachte ich und war verdutzt, als er meiner Spielaufforderung nicht folgte. Sein Frauchen war schon im Anmarsch. Sie hob ihn hoch, entschuldigte sich bei Beate und schwirrte mit dem kleinen Knirps unter dem Arm ab.  Robert plagten ähnliche Hungergefühle wie mich. Er kehrte mit einer großen Brotstange zurück und ich freute mich darauf, diese redlich unter uns dreien aufzuteilen. Denkste! Nicht mal die Brotkrümel, die runterfielen durfte ich auffressen.

Wo bleibt der Reiseproviant?

Die Luft wurde immer milder, die Straßen kurvenreicher und das Getöse von draußen immer lauter. Ich setzte mich auf und blickte neugierig umher, als Robert eine Rampe hinauf fuhr, die so steil war, dass es mich gegen die Heckklappe drückte. Er parkte unser Auto inmitten eines großen Olivenhains. Eine Katze aalte sich faul in der Sonne und die Menschen, die dort wohnten, empfingen uns herzlich. Sie drückten Robert einen Schlüssel in die Hand und zeigten mit dem Finger die steile Treppe nach oben. Robert zögerte nicht lange. Er nahm mich wie einen Schoßhund auf den Arm und trug mich hoch. Die Menschen schüttelten sich vor Lachen, als sie Robert beobachteten, wie er dreißig Kilo Golden Retriever die Treppen hoch schleppte. Nach unzähligen Stufen setzte er mich erschöpft ab. Beate sperrte die Zimmertüre auf und ging mit mir auf Entdeckungstour. Ich schnüffelte herum, trat auf den Balkon und blickte auf das endlose Gewusel von Menschen, Autos und Fahrrädern. Irgendwo dahinter machte ich den Geruch von Wasser aus und beobachtete Menschen, die in Booten darauf fuhren und ihre Zehenspitzen ins Wasser hielten. Inzwischen kehrte Robert mit den großen Taschen zurück. Beate packte meinen Napf und die Kekse aus und legte die Hundedecke auf den Boden. Für mich ein sicheres Zeichen, dass wir hier wohl jetzt eine Weile bleiben würden.

Was ist das für ein Gewusel vor meinem Hotelfenster?

Bootsausflüge, Städteerkundung, Bar- und Restaurantbesuche, Sonnenbäder, Spaziergänge an der Uferpromenade, Shoppingtouren, Slalomläufe zwischen Zwei- und Vierbeinern – ich hatte ein Riesenpensum an neuen Eindrücken zu verarbeiten. Es fiel mir gar nicht auf, wenn mich die beiden in fremder Umgebung alleine zurück ließen. Das Hotelzimmer wurde schnell mein zweites zu Hause. Anfangs winselte ich, wenn die beiden die Zimmertüre hinter sich zuschlossen. Schon  nach wenigen Stunden fühlte ich mich auch alleine sicher, wohl und geborgen. Ich war fast ein wenig traurig, als Beate nach ein paar Tagen wieder die Taschen packte. „Ciao Ipo“, winkten mir die netten Menschen vom Hotel hinterher. „Bis bald, kommt uns wieder besuchen am Gardasee.“

Lago di Garda - im Oktober ein Hundeparadies.

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6 Antworten zu Hoteltraining

  1. Corinna und Bernd mit Joy aus Essen sagt:

    Hallo liebe Beate, Robert und klein Ipo,

    vielen lieben Dank für Eure schönen Worte zum Tode von Sandy. Wir haben auch mit klein Joy wieder einen Neuanfang gewagt und auch sie ist ein liebenswerter, nur Unsinn machender Junghund. Aber wir glauben auch, Sandy wäre enttäuscht von Ihrem „Personal“ gewesen, wenn wir keinen neuen Frechdachs die schöne Welt zeigen würden, die ganzen Abenteuer, die tollen Reisen zum Meer, unser schöner Garten zum umdekorieren usw. usw. Auch wenn wir sehr oft an Sandy denken und sie auch nie vergessen werden, so wie ihr niemals Ipo 1 vergessen werden könnt, ist es doch sehr schön, für die „Nachfolger“, solch tolle Familien zu bekommen, die mit Herz und Seele dabei sind! Wir haben Euren Band „schöne Momente“ grad verschlungen und haben uns und Sandy dabei gesehen, dieser Band spricht uns voll aus unserer Seele, einfach toll!!! Der Band „Goldenblicke“ liegt auch schon hier aber uns sind die Taschentücher ausgegangen! Auch wir sehen jeden Abend zum Himmel und sehen zu den Sternen, denn irgendwo sitzt Sandy und ist bestimmt stolz auf uns und wer weiß, vielleicht sind jetzt Ipo und Sandy dort oben zusammen und erzählen sich eins von Sardinien und ihrem tollen Personal.

    Alles liebe auch für Euch und erzählt Iop „2“ von klein Joy, sie ist jetzt 6 Monate, blond und eine reine Frohnatur und hat nur Mist im Kopf, wäre bestimmt was für Ipo!

    Liebe Grüße aus Essen von Corinna, Bernd und Joy

  2. Steffi sagt:

    Wau Ipo!
    Du bist aber wirklich ein reiselustiger Zeitgenosse!!!!
    Urlaubist soooooo toll, ich genieße unseren Wanderurlaub auch immer aus voller Goldieseele. Jedes Jahr im Herbst geht`s auf in den schönen Kaiserstuhl und nach ein paar Tagen weiter gen Waldshut. Meine goldigen Lebensgeister erwachen dann sofort, wenn ich über die würzigen Wiesen, durch herrliche Wälder stromern kann.
    Und stell Dir vor, Stadtgang durch Freiburg ist gar nicht so langweilig, da gibts nämlich Bächle mitten in der Stadt, waaauuuuuu… Meine Menschen sind dann auch völlig entspannt und wir genißen diese Zeiten ganz ausgiebig. Das einzig Blöde ist die lange Autofahrt. Ich finde 6 Stunden grausam lang, Autofahren ist das einzige in meinem tollen Hundeleben, was ich noch nie mochte und mögen werde. Steffi ist immer ganz besorgt, weil ich die ganze Zeit sitze und stur aus dem Fenster starre.
    Wau, kaum geht die Kofferraumklappe auf – huiiiiii, genieße ich wieder das Leben aus vollen Zügen!
    Ein dickes Wüffchen flattert zu Dir von Deiner Paule und herzallerliebsten Grüßen von
    Steffi

  3. Aaron sagt:

    Chiao Ipo,

    hey cool, Du warst auch am Gardasee? Dort war ich mit Frauchen, Herrchen und Freunden im Mai. Soooo viel Wasser, egal wo man unterwegs ist – das ist echt ein Paradies für uns Goldies. Frauchen sagt immer, ich sei eh ein „Seehund“.

    Ich find es auch immer so spannend, wenn meine Sachen zu den anderen Taschen gepackt werden. Dann weiß ich: Blitzschnell ans Auto, damit ich ja nicht vergessen werde. Ich genieße es, wenn meine 2-Beiner mit mir in Urlaub fahren und ganz viel Zeit für mich haben. Außerdem ist es immer spannend, woanders zu schnüffeln und die neuen, fremden Gerüche zu erkunden. Bin schon gespannt, wann ich wieder Köfferchen packen darf 😉

    Ipo, ich schicke Dir ein lautes „Wuff“
    und Grüßle an Deine 2-Beiner.

    Dein Online-Kumpel Aaron

  4. Hi Ipo!

    Du bist ja schon ein richtiger Reiseprofi – was uns bei deinen Zweibeinern allerdings nicht wirklich wundert! Urlaube sind immer megaspannend und aufregend. Bisher haben wir jeden Urlaub in vollen Zügen genossen!
    Ein ganz besonderes Highlight sind die Winterurlaube! Warte ab, bis du zum ersten Mal so richtig durch den Tiefschnee fräsen wirst! Das ist megacool. Wir sind sicher, dass deine Zweibeiner schon am Planen sind!!!!! Wir hoffen, dass es im kommenden Winter heftig schneit und wir in der weißen Pracht bis zum Umfallen toben können! Freu‘ Dich drauf und berichte!!!!!

    Ein fröhliches Wuff von deinen Kumpels Ashwin und Elliott

  5. AlohaIpo Beate sagt:

    Aloha liebe Corinna und Bernd mit Joy,
    wir fühlen auch mit Euch. In Euren Herzen hat Sandy viel Liebe und Freude hinterlassen und sie freut sich auch, dass ihr mit Joy auch wieder einen Neuanfang wählt. Uns gab die Arbeit an „Goldenblicke“ sehr viel Kraft. Dieses Buch bereitete uns langsam an auf den Abschied vor und half uns mit dem Weggang von Ipo umzugehen. Der Weg hat uns wieder zueinander geführt und jetzt sind wir in einer vollkommen neuen Lebensphase mit einem pubertierenden, liebenswert Junghund. Wir wünschen Euch alles herzliche Liebe und Gute. Einen großen Streichler für Joy, in lieben Gedanken an Eure wunderbare Sany.
    Ja, vielleicht bis bald mal auf Sardinien. Eure Beate und Robert mit einem „wuff“ von Ipo

  6. Corinna und Bernd aus Essen sagt:

    Hallo liebe Beate und Robert,

    erst letzte Woche haben wir erfahren, dass Euer über alles geliebte Ipo letztes Jahr über dei Regenbogenbrücke gegangen ist. Wir sind Fans von Euren Büchern, gearde deshalb, weil unsere Sandy (blonde Labradorhündin) genauso wie Ipo war. Wir waren auch ständig auf Surf Reisen (auch Sardinien); etc. und auch Sandy war immer sehr gut drauf, in Euren Geschichten haben wir unsere Sandy immer wiedererkannt. Unsere Sandy mußten wir leider im Juli 2012 gehen lassen und wir wollten mal lesen, was Ipo so macht und waren sehr, sehr traurig, dass auch er gehen mußte. Auch wir haben uns einen neuen Freund ins Haus geholt, sie heißt Joy und ist eine Labradormixhündin. Aber es ist trotzdem sehr schwer, unsere Sandy zu ersetzen. Wir fühlen mit Euch IPO (1) verloren zu haben, denn wir wissen, dass tut verdammt weh!! Vielleicht sieht man sich ja mal auf Sardinien. Viel Spaß auch Euch beim Neuanfang, auch wenns schwer fällt. Liebe Grüße von Hund Joy, Bernd und Corinna aus Essen

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