Grizzly Gen

Neulich Abend sah ich eine Dokumentation über Grizzly Bären und deren Jagdverhalten an Flüssen während der Laichzeit der Lachse. Sie positionieren sich günstig auf einem Stein im Fluss und warten quasi darauf bis ihnen ein Lachs fast ins Maul springt. Dann schnappen sie schnell zu und die Beute ist erlegt. Das wäre eine Jagd ganz nach Ipos Gusto. In Ruhe abwarten bis ihm die Beute appetitlich serviert wird und er so ohne großen Aufwand, ohne Stress davon satt wird. Die Ruhe und Geduld zu dieser Jagdmethode würde er mitbringen. Die Beute hetzen war noch nie sein Ding. Am liebsten ist ihm ein Leckerli aus dem Futterdummy, dass er sich ohne großen Aufwand verdienen kann. Wenn er etwa bei einem „Hier“ wie der Blitz angeschossen kommt, was noch vier Jahren eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, und für die schnelle Aktion mit besonders leckeren Keksen belohnt wird. Dafür kann man während des Spaziergangs schon mal ein zwei schnellere Gangarten einbauen. Ansonsten hält sich sein Jagdinstinkt in Grenzen. Wild kann noch so gut riechen. Es interessiert ihn einfach nicht. Am Fluss stehen und warten bis einem das Menü appetitlich serviert und direkt vor die Nase gesetzt wird, dafür wäre Ipo allemal zu haben. Noch dazu, wenn genug für alle da ist und er sich nicht mit anderen Artgenossen um die Beute streiten muss. Derartigen Konflikten geht er gerne aus dem Weg und bei dem Überfluss an Lachsen würde selbst bei einer Ansammlung vieler Beutejäger garantiert jeder satt.

Neugierig geworden, habe ich im Internet weiter geforscht und noch weitere Ähnlichkeiten zwischen Ipo und den Grizzlybären entdeckt. So verschlafen Grizzlys die besonders heißen Tageszeiten. Ihre Aktionshöhepunkte liegen in den kühlen Tageszeiten. Ich erinnere mich an so manche Bergtour an warmen Föhntagen mit Ipo. Er kroch zur Alm hinauf als wäre er krank und schnaufte wie ein alter Hund. Wenige Tage später, die gleich Tour, zur gleichen Uhrzeit bei Nordströmung und frostigen Temperaturen fegt er über die Almwiesen wie ein junger Gott. Grizzlys halten während der kalten Jahreszeit Winterruhe. Das trifft bei Ipo zwar nur bedingt zu, aber wenn er abends vor dem Kaminofen döst , sein Kopf und Fell ganz warm wird und er kurz davor ist zu glühen, jedoch immer noch näher zum Ofen robbt, ist das mit der Winterruhe nicht so weit entfernt.

Bin ich nicht bärenstark?

Grizzlys legen sich bereits im Sommer und Herbst Fettdepots für die Überwinterung zu. Wenn sich Ipo zu Beginn des Winters etwas fülliger und fleischiger anfühlt, dachte ich immer das sei der dickere Winterpelz. Von wegen, er putzt alles weg was in seinem Napf landet und signalisiert trotzdem, dass er ständig hungrig ist. Am liebsten würde er die Abfalleimer nach etwas fressbarem durchwühlen und mit diesem Verhalten als Allesfresser ist er wieder ganze Nahe dran an den Grizzlys.

Massiger Körperbau, großer Kopf, gemächliches Tempo. „Ist das wirklich ein Goldie?“ Gefühlte tausendmal habe ich diese Frage beantwortet. Ich erwidere immer, dass Ipo eben ein XXL Goldie sei. Das nächste Mal antworte ich: „In Ipos Stammbaum hat sich irgendwann ein Grizzly verirrt.“

Nur eines hat Ipo überhaupt nicht mit Grizzlys gemein. Er ist weder ein Einzelgänger noch geht er den Menschen aus dem Weg. Er liebt das Spiel mit seinen Artgenossen und er sucht die Nähe der Menschen. „Was bist du denn für ein Schöner?“ Dieser Satz aus dem Munde eines wildfremden Menschen lässt ihn jegliches Kommando vergessen. Vollkommen verzückt stürmt er freudig, schwanzwedelnd auf seinen Bewunderer zu. Was für ein schönes Bild und für eine Freude dies zu sehen. Spätestens dann bin ich sicher: Ipo ist ein hundertprozentiger Goldie!

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Eine Antwort zu Grizzly Gen

  1. Steffi Springer sagt:

    Aloha, liebe Beate,
    was für ein interessanter Kommentar! Vielen Dank für diesen Blickwinkel!
    Es ist immer wieder faszinierend das Verhalten unserer Vierbeiner zu erkunden und der vergleich mit einem Grizzly ist beeindruckend.
    Ein Schmunzeln rief bei mir hervor, als letztens ein ca. 5 jähriger Junge völlig entgeistert auf Paule zeigte und zu seinem Vater meinte „guck mal, Papa, Eisbären leben jetzt auch schon bei uns“.

    Stürmische Grüße aus Velbert

    Steffi und die allerbeste Paule

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