Müsli löffeln, frisch gebrühten Kaffee genießen, rein in kurze Hosen, T-Shirt und leichte Sportschuhe überziehen. Leckerlis einpacken und Hundepfeife umlegen. Los gehts zum Morgenspaziergang mit Ipo bevor die Sommersonne die Temperaturen in die Höhe treibt. Die Sonne spitzt hinter den Bergen hervor und taucht die Landschaft in traumhaftes Licht.
Von wegen: Diesen Sommer greife ich morgens als erstes zum Tablet, checke den Regenradar und die Regenprognose für die nächsten neunzig Minuten. Die Kleiderwahl fällt meist zugunsten der Regenhose und Regenjacke, atmungsaktiven und wetterfesten Bergschuhen und wasserdichter Regenkappe. So eingemummt stapfe ich mit Ipo über schlammige Feldwege, während der Regen unaufhörlich und erbarmungslos auf uns niederprasselt. Die Berge kann ich hinter den Wolken nur erahnen. Ab und an schiebt sich ein Gipfel zwischen den Wolken durch. In Regenpausen ist der Himmel grau in grau, bevor es am Horizont wieder düsterer wird und der nächste Regenschauer heran zieht. Dieses verflixte Sommerhoch dachte diesen Sommer nicht daran sich bei uns einzunisten, geschweige denn sich überhaupt mal blicken zu lassen.
Während meine Laune in den Keller sinkt bleibt Ipo unverändert fröhlich. Die gedämpften Temperaturen steigern seine Bewegungsfreude. Nicht mal bei Sprints mit seinen Hundekollegen gerät er außer Atem. Wenn wir tropfnass von unserem Spaziergang zurückkehren und so aussehen, als hätten wir uns beide im Schlamm gesuhlt, muss ich trotz allem herzhaft lachen. Ich schrubbe Ipo den Dreck aus dem Fell, stecke meine Kleidung und die Hundehandtücher in die Waschmaschine. Es gibt schlimmeres als einen verregneten Sommer. Vielleicht macht der goldene Herbst seinem Namen alle Ehre. Mal sehen, ob sich im September und Oktober doch noch ein Hochdruckgebiet einnistet. Den Sommer habe ich jedenfalls abgehakt. Eigentlich kann es nur noch besser werden, oder? Wenn ich morgen den ersten Schnee in den Bergen sehe, ist es sicherlich eine Fata Morgana.