Ferngesteuert

Hilfe, ich werde ausspioniert! Vor jedem Spaziergang zückt Robert sein Smartphone und schnallt einen GPS Empfänger an mein Halsband. Minutiös zeichnet er damit meine Leistungsdaten auf. Meine Gassirunde ist in einzelne Segmente aufgeteilt. Für jedes Segment wird aufgezeichnet, wie lange ich dafür gebraucht habe und wie viel Energie ich dafür aufwenden musste. Und damit nicht genug. Meine Leistungsdaten stellt Robert in einem speziellen Programm ins Internet. Darin finden sich auch die Daten anderer Hundehalter, die sich diesem Programm anschließen und ihrerseits die Leistungsdaten ihrer Hunde dort einstellen. Es entsteht ein virtueller Wettbewerb um die schnellsten Gassizeiten, dem ich überhaupt nichts Positives abgewinnen kann.

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Verkabelt zum virtuellen Kräftemessen

Plötzlich steht nicht Schnuppern und Schüffeln im Vordergrund. Eine Trainingsbestzeit jagt die nächste. Der Kampf um Bestzeiten und Ranglistenerste hat nach Radfahrern und Läufern jetzt auch die Vierbeiner erreicht. Um die Rundenzeiten ihrer Hunde zu verbessern ist vor allem den Herrchen unter den Hundeführern jedes Mittel recht. Da wird am Halsband gezerrt wenn der Hund zu lange an einer Stelle verweilt. Ein Zwischenstopp zum Spiel unter Hunden und Plausch zwischen Hundehaltern ist ausgeschlossen. Einfach nur so dahin traben ist nur außerhalb der festgelegten Segmente möglich. Fehlt noch, dass wir vor dem Spaziergang aufputschende Mittelchen verabreicht bekommen.

Besonders ambitionierte Hundehalter legen täglich neue Segmente auf meiner Auslaufrunde an. Die morgendliche Spazierrunde mutiert zum Trainingszirkel mit gnadenloser Leistungsmessung. Das waren noch Zeiten, als ich lustvoll durch die Wiesen streifte und mal hier, mal da mein Bein heben konnte. Sprintduelle waren real und wurden sozusagen von Hund zu Hund ausgetragen. Heute stehe ich mit einem Tastendruck im Wettbewerb mit Windhunden und leichten Mischlingshunden mit denen ich mich auf der Hundewiese niemals bezüglich Geschwindigkeit messen würde. Man vernetzt sich zu einer virtuellen Hundegemeinschaft – die nicht nur aus persönlich bekannten Hunden besteht, sondern auch aus Wildfremden, die zu völlig anderen Zeiten meine Gassirunde absolvieren. Und mit all denen stehe ich täglich im Wettbewerb.

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Wer nimmt es mit mir auf?

Keine Angst, im Moment nutzt Robert das virtuelle Kräftemessen nur für seine Radtouren. Aber Frauchen und mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Will heißen: Wir kennen Robert nur zu gut, um ihm zu glauben, dass er das alles überhaupt nicht ernst nimmt. Was ich als Alptraum aller Hunde beschrieben habe, könnte also schon bald Wirklichkeit werden. Ich finde Mittel und Wege um Roberts Vorhaben vom virtuellen Wettbewerb unter Hunden zu torpedieren. Der GPS Empfänger an meinem Halsband verträgt vermutlich nur einmal wälzen in frisch ausgebrachter Gülle. Robert lernt schnell und drückt dann sicherlich wieder seltener die Aufzeichnungstaste auf dem Smartphone.

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2 Antworten zu Ferngesteuert

  1. Steffi & Paule sagt:

    Wau, lieber Ipo,

    wehr Dich!!!!! Ich an Deiner Stelle würde mein Tempo auf der Hunderunde runterfahren….vorübergehend, bis der Spuk vorbei ist :), ja, und in Gülle wälzen wirkt immer!
    Nicht auszudenken, wenn Du Robert nicht Einhalt gebietest….sonst wirst Du noch mit einem i Phone ausgestattet – wuff, hier spricht der Hund…jaaaaulllll.. und musst lernen dieses zu bedienen…

    Halte durch!

    Es wufft dich Deine Paule samt Steffi

  2. Anneliese Hofmeister sagt:

    Hallo Ipo,
    dein Frauchen ahnt nicht´s Gutes – du wirst überwacht.
    Wälzen in frischer Gülle ist die einzige Rettung.
    Das ist mein Vorschlag.

    Mit einem kräftigen Wuff-Wuff von Anneliese

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